Kirche St. Martin - Baugeschichte

 
Die Kirche sollte der Sage nach auf einem anderen Platz ste­hen, nämlich auf Stiennack, das heute im Watt, im Süderhaff, liegt und damals noch Land war. Die Bauleute hatten schon das Material zusammen getragen, als über Nacht die Steine „von unsichtbarer Hand“ an einen anderen Platz gebracht wurden. Die Morsumer sahen darin einen Fingerzeig Gottes und errichteten ihre Kirche an diesem Ort. 

Über die Erbauung der Kirche gibt es keine urkundlichen Be­lege. In der 1652 erschienenen Danckwerthschen Karte wird sie auf der Darstellung Nordfrieslands um 1240 als „Mosen Capelle“ erwähnt. Nach dieser Karte gab es damals auf Sylt elf Kirchen und Kapellen Heute stehen nur noch die Kirchen von Keitum und Morsum, während die anderen bei Sturmfluten (z.B. Eidum) untergingen oder dem Flugsand der Wanderdü­nen weichen mußte (z.B. Rantum, List).
 
Allein das Baumaterial kann uns helfen, eine ungefähre Da­tierung zu erstellen: der Sockel besteht aus Granitquadern, Apsis und Chorraum sind weiter mit Tuffstein gebaut, das Mauerwerk des Kirchenschiffs mit Backstein. Bischof Thore verwendete den Tuffstein bei seinem Dombau in Ripen (1122 - 1134) zum ersten Mal. Da nach diesem Vorbild viele Kirchen an der Küste und auf den Inseln folgten und, wie St. Martin, mit Backstein vollendet wurden, kann man davon aus­gehen, daß St. Martin vor der eigentlichen „Backsteinzeit“ etwa im letzten Drittel des 12. Jh. errichtet wurde.
 
Nach Kiel­holt wäre St. Martin also der älteste Sakralbau auf Sylt („de erste und de oldeste kerke“).
 
Kirche St. Martin - Der Außenbau
 

Auf den ersten Blick erscheint die Kirche St. Martin unvoll­endet, da sie, wie bei früheren Landkirchen üblich, ohne mas­siven Turm gebaut wurde. Der später hinzugefügte Glocken­stapel steht westlich von der Kirche. Das Mauerwerk der Kirche ruht auf einem gekehlten Granit­sockel mit z.T. mehreren Schichten Granitquadern. Darüber ist an der Apsis noch ein Treppenfries erkennbar sowie ein hori­zontal verlaufender Rundstab, während der Chorraum an der Nordseite mit Rautenfries und Konsolen, an den beiden Enden und an der Südseite mit spitzbogenartigem Winkelfries auf Stelzen verziert ist.

 

Die Außenwände der Kirche sind an­sonsten schmucklos. Apsis und Chorraum sind mit Blei ge­deckt, während die Bleieindachung des Kirchenschiffes 1895 verkauft und durch Schiefer ersetzt wurde. Die Initialen auf dem Bleidach der Apsis bedeuten: HPZ (Herr Peter Zitscher - Propst in Tondern); HOL (Herr Otto Lorenzen - Pastor in Morsum 1657 - 1701); HUF (Herr Urban Flor - Pastor adjunct. 1692 - 1701) A.O. 1694.

 

Das Bleidach der Südseite des Chorraumes ist 1790 erneuert und mit den Initialen von Pastor Gottfried Witt und seiner Kirchenvorsteher versehen. Der „Kalfaster“, das Vorhaus an der Südseite, mit den Jahres­zahlen 1792 und 1933 hat eine Sonnenuhr von 1759 mit den Initialen MLK (Martin Ludolf Krohn - Pastor in Morsum 1741 - 1781) und KLJA. Die alte, erhaltene Nordmauer des Kirchenschiffes ist in Fensterbankhöhe um ca. 4cm zurückversetzt. Die Südmauer wurde 1932 z.T. neu verblendet. 1711 wurde der Westgiebel (Maueranker A 1711) von Grund auf renoviert und 1932 neu aufgemauert. Das Nordportal ist noch im ursprünglichen Zu­stand. Gewände und Tympanon sind aus Granit und der ab­getreppte Rundbogen aus Backstein. Die alte Eichentür mit der schmiedeeisernen Jahreszahl 1649 wurde leider 1932 be­seitigt.

 

Das Südportal wurde entsprechend dem Nordportal re­konstruiert. An der Nordwand sind die drei romanischen Fenster wie auch im Chorraum erhalten, während sie 1730 an der Südseite korbbogenförmig erweitert und mit einer nach außen zeigenden dreifachen Abtreppung versehen wurden. Nordwestlich der Kirche befindet sich auf dem Friedhof der hölzerne, offene, auf vier Ständern ruhende Glockenstapel mit geknicktem, achtseitigen Helm in hölzerner Stülpschalung, der 1984 wieder neu aufgestellt wurde. In ihm hängt eine Glocke mit den Inschriften „Glori gloria in exelsis Deo 1767“ und „me fecit Johann Nicolaus Bieber in Hamburg“. Sie wird weiterhin per Hand geläutet. Nördlich der Kirche bei der Friedhofskapelle befindet sich eine würdevolle Gedenkstätte der Gefallenen und Vermißten der beiden Weltkriege.

 

Auf dem Gedenkstein steht: „Sorgt ihr, die ihr im Leben steht, daß Friede bleibe, Friede zwischen den Menschen, Friede zwischen den Völkern“ (Theodor Heuß).

 

Quelle: www.kirche-morsum.de

 

Druckversion | Sitemap
© Förderverein St. Martin zu Morsum